Nun haben wir wunderbares Herbstwetter mit milden Temperaturen. Damit die Kinder und ich noch ein bisschen Sonne tanken können, habe ich meinen Kunstunterricht nach draußen verlagert. Gerade im Herbst bietet sich das Thema „Land Art“ an.
Was ist Land Art?
Die Kunstrichtung Land Art ist Ende der 1960er Jahre in den USA entstanden. Für die dreidimensionalen Kunstwerke und Installationen werden Naturmaterialien verwendet wie Steine, Wasser, Sand, Pflanzen und Bäume oder deren Äste. Die Wandelbarkeit der Kunstwerke, die z.B. durch Witterungseinflüsse verursacht wird, ist dabei Teil des Konzepts ebenso wie die Ortsgebundenheit. Die Exponate können also nicht einfach verkauft und umplatziert werden. Denn Land Art war ursprünglich auch eine Art Protestbewegung gegen die Kommerzialisierung der Kunst und dem Gewinnstreben der Galerien. Um die Grenzen des Kunstmarkts zu sprengen und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu erproben, wurden vergängliche Werke fernab der elitären Kunstgalerien in den Städten geschaffen. Das führte auch dazu, dass die Werke teilweise schwer zugänglich sind und somit von der Öffentlichkeit auch nicht wahrgenommen werden können. Deshalb spielt bis heute die Dokumentation eine wichtige Rolle, z.B. indem der Arbeitsprozess und die Veränderungen der Land Art- Werke im Laufe der Zeit gefilmt und fotografiert werden.

Begonnen habe ich die Unterrichtseinheit, indem ich den Kindern einige Werke von bekannteren Vertretern der Land Art Bewegung wie Andy Goldsworthy gezeigt habe. Die Kinder durften sich frei äußern und kamen schnell zu dem Ergebnis, dass diese Art von Kunst anders ist als die typischen Malereien oder Zeichnungen, die wir sonst im Kunstunterricht betrachten. Die Kinder haben einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Bewegung bekommen und dann haben wir auch schon das Klassenzimmer gegen den Pausenhof getauscht.
Schritt 1: Sammeln
Im ersten Schritt ging es darum, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Naturmaterialien zu finden sind. Ich habe es den Kindern dabei freigestellt, ob sie alleine ein Kunstwerk erschaffen oder lieber im Team zusammenarbeiten wollten.

Schritt 2: Legen
Im zweiten Schritt mussten die Kinder sich entscheiden, an welchem Ort ihr Kunstwerk entstehen soll. Sie begannen, die gesammelten Naturmaterialien zu arrangieren. Die Werke haben sich dabei im Laufe der Zeit immer wieder verändert, es kamen neue Naturmaterialien dazu, andere wurden wieder weggenommen. Den Entstehungsprozess haben wir dabei mit Kameras festgehalten.

Schritt 3: Präsentieren
Als die Kinder fertig waren, durften sie die Werke ihrer Mitschüler:innen in einem Museumsrundgang betrachten. Anschließend haben wir eine kurze Präsentationsrunde gemacht und die Klasse konnte Fragen stellen bzw. Feedback geben.

Ein Foto des fertigen Kunstwerkes durfte natürlich nicht fehlen. Denn dass die Vergänglichkeit der Kunstwerke Teil des Konzepts ist, hat die Klasse schnell nachvollziehen können, als es zur Pause gegongt hat und die ersten Kinder in den Pausenhof geströmt kamen.
Schritt 4: Die Natur als Künstlerin erledigt den Rest
Doch wir wurden einmal mehr positiv überrascht: Als wir am Nachmittag noch einmal nach draußen gegangen sind, war der Großteil unserer Werke noch intakt. Die Kinder und mich hat es gefreut, dass auch die restliche Schule in den Genuss unserer Land Art gekommen ist. Erst über Nacht haben sich unsere Werke schließlich vollends unserem Einfluss entzogen: Der Wind hat den Großteil der Blätter und Äste in alle Himmelsrichtungen verweht.