Häufig werden in der Grundschule zu Beginn eines neuen Kalenderjahres Themen, wie „Das Kalenderjahr“, „Die zwölf Monate“ und „Die Jahreszeiten“ behandelt. Diese Praxis reicht wahrscheinlich schon sehr lange zurück. Aber in den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich, verursacht durch die Erderwärmung, einiges verändert. Darum geht es heute.
Wann beginnen (normalerweise) die Jahreszeiten?
Um diese Frage zu beantworten genügt ein Blick in den Kalender. Am 20. März beginnt der Frühling, am 21. Juni der Sommer, am 22. September der Herbst und am 21. Dezember ist Winteranfang. Von Jahr zu Jahr gibt es geringfügige Abweichungen. Aber es gibt nicht nur die kalendarischen, sondern auch die meteorologischen Jahreszeiten. Beispielsweise beginnt der meteorologische Frühling nicht am 20. März, sondern bereits am 1. März.
Und in Wirklichkeit?
In Wirklichkeit ist es so, dass der Frühling immer früher beginnt. Experten gehen davon aus, dass der Frühling sich im Laufe der letzten Jahre um 14 Tage, teilweise sogar bis zu drei Wochen, nach vorne verschoben hat. Wie kann man das feststellen? Das ist die so genannte phänologische Uhr. Der Frühlingsbeginn ist dabei nicht mit einem bestimmten Datum, sondern mit dem Blühen von bestimmten Pflanzen (Zeigerpflanzen) verbunden. Dazu gehören beispielsweise die Schneeglöckchen und die Hasel, die den bevorstehenden Frühling anzeigen. Weitere Zeigerpflanzen:
- Blühen der Apfelbäume: Frühlingsanfang
- Blühen der Haselnusssträucher: Beginn Vorfrühling
- Blühen des Holunderstrauchs: Sommeranfang
- Reifer Holunder: Herbstanfang
- Eichenbäume verlieren ihre Blätter: Winteranfang
Und warum verschieben sich die Jahreszeiten? Die Experten sind sich sicher, dass die Verschiebung der Jahreszeiten mit der Erderwärmung zu tun hat.
Warum sollte man in der Grundschule dieses Thema nicht aussparen?
Natürlich könnte man der Meinung sein, dass es ja toll ist, wenn der Frühling früher startet und den kalten und ungemütlichen Winter ablöst. Aber dem ist nicht ganz so. Die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch für uns Menschen sind teilweise schwerwiegender Art. Hier ein paar Beispiele:
- Die Winter werden im Durchschnitt immer wärmer und immer kürzer. Mögliche Folgen: Stark wachsende Mäusepopulationen, extrem viele Zecken…
- Wenn die Pflanzen schon im März blühen, kann es sein, dass sie bei Frost im April und Mai (Stichwort „Eisheiligen“) erfrieren.
- Im Januar 2020 gab es in Niedersachsen eine noch nie dagewesen Wühlmausplage.
- Immer früherer Pollenflug (sehr schlecht für Allergiker).
- Bienenvölker drohen zu verhungern, wenn sie früher aus der Winterstarre erwachen und nicht genügend Pollen finden.
- ...
Das Schlimme daran ist, dass sich viele Organismen entweder gar nicht oder nicht schnell genug an die Veränderungen bzw. Verschiebungen anpassen können.
Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht
Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
- Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, dass ihr in eurem Unterricht ein ganz konkretes Beispiel behandelt: o Was verändert sich? o Welche Auswirkungen und Folgen hat das für ….? o Warum ist das schlecht?
- Ihr könnt aber auch ein ganz individuelles Jahreszeiten-Tagebuch für eure Stadt/Region führen, in dem ihr die kalendarischen, die meteorologischen und die von euch und von euerer Klasse selbst ermittelten phänologischen Jahreszeiten eintragt.
- Außerdem könnt ihr euren Schülerinnen und Schülern auch ganz bestimmte Beobachtungsaufträge geben. Zum Beispiel: Wann blühen die Schneeglöckchen?
- Oder auch eine Art „Fantasie-Reise“. Allerdings nicht in der Art, wie ihr sie kennt, sondern in der Form, dass die Schülerinnen und Schüler sich selbst in Gruppen überlegen, was für Auswirkungen es hat, wenn die Winter immer kürzer und immer wärmer bzw. die Sommer immer heißer und trockener werden.
Zugegebenermaßen war das heute ein ziemlich theoretisches Thema, aber ich hoffe, dass ich euch aufzeigen konnte, dass die Auswirkungen uns alle betreffen. Insofern halte ich das Thema für extrem wichtig. Ich hoffe, dass ihr es auch so seht?! Wenn ja, würde ich mich freuen.