Im letzten Beitrag hast du einen Einblick in meine Einzelförderung mit Ayla bekommen. Die Förderung fand bis zu den Sommerferien statt. Sicherlich interessiert es dich, wie es mit ihrer Integration nach dem Ende der Intensivförderung weiterging.
Integration heißt Fortschritte in den Unterricht einbeziehen
Während Ayla mit mir in separaten Stunden recht gut vorankam, hatten ihre Mitschülerinnen und Mitschüler immer mal wieder nachgefragt, was wir denn so gemeinsam machen. Von Ayla selbst erfuhren sie nämlich nicht viel. Umso größer war dann das Erstaunen, als Ayla zum Thema „Fantasiegeschichten“ im Regelunterricht einen individuellen Beitrag leistete. Vielleicht klingt das jetzt nicht ganz so spektakulär, wie es tatsächlich war. Deshalb stell dir einfach mal diese Szene vor:
Die Schüler trugen abwechselnd ihre fantastischen Geschichten im Plenum vor. Es gab viel zu lachen und Ayla lachte an bestimmten Stellen einfach mit. Als ich Ayla bat, eine Geschichte, an der sie innerhalb des Themas in einer sehr reduzierten Form arbeitete, vor der Klasse vorzustellen, wurden viele Augen erstaunt aufgerissen – die Kinder waren erstaunt, wie viel Ayla erzählen konnte. Noch mehr staunten die Kinder, als Ayla ihre Geschichte zu einem Traum vorlas. Bis zu diesem Zeitpunkt ahnte die Klasse nicht, dass Ayla mittlerweile gut vorlesen, geschweige denn Sätze schreiben kann. Der tosende Applaus, den sie für ihre Leistung erntete, kam von Herzen.
Nicht nur für Ayla war das ein wichtiger Schlüsselmoment, auch ihre Mitschüler sahen sie nun ein stückweit mehr als vollwertiges Mitglied der Klassengemeinschaft – und so soll Integration ja sein!
Allen Kindern einen Platz geben
So wie ich Ayla eine Präsentationsform ihrer individuellen Leistungen ermöglichte, bekommen auch andere Kindern eine Plattform. Inklusive Beschulung betrifft mehr Kinder als jene mit Migrationshintergrund. Auch diese Kinder müssen integriert werden, um nicht isoliert an reduzierten Aufgaben nebenher beschult zu werden.
Bei mir ist Freitag der Tag, an dem die Kinder ihre Lernerfolge der Woche vorstellen und von ihren Mitschülern dazu befragt und wertgeschätzt werden.
Aktuell geht es bei uns übrigens um Herbstgedichte. Während der Großteil der Klasse das Gedicht des Herrn von Ribbeck lernt, tragen Ayla und andere Kinder eher einfach strukturierte und sehr bildhafte Gedichte vor. Ein wenig Abwechslung wirkt auf alle Teilnehmer erfrischend und die Vielfalt der Vorträge (ein Schüler rappt sein Gedicht) stärkt das Zuhörvermögen der ganzen Klasse.
Wie die Integrationspraxis im schulischen Rahmen außerhalb möglich werden kann, wird der nächste und letzte Beitrag dieser Serie zeigen.