Um die Leseflüssigkeit durch häufig auftretende Wörter in der deutschen Schriftsprache zu erhöhen, verwende ich Übungen zum Blitzlesen im Unterricht. Je nach Schwerpunkt meiner Unterrichtsplanung setze ich dafür zum Stundenbeginn ein Ritual ein. Wie bei den Rechtschreibritualen (Beiträge siehe hier), ist auch das Blitzleseritual gut integriert. Ein Hoch auf meine digitale Tafel, die mir die Arbeit mit dem Prowise Presenter recht einfach und unkompliziert ermöglicht.
Leseflüssigkeit und Sichtwortschatz trainieren
Wenn ich in meinen Klassen ein Gespenst an die Tafel male, dann wissen alle Bescheid. „Wir machen Blitzlesen!“, wird dann laut gerufen und schon setzen sich alle Schülerinnen und Schüler passend hin. Dazu rücken sie ihre Stühle vom Tisch ab oder setzen sich in die Mitte des Raumes, um besser auf die Tafel schauen zu können. Beim Blitzlesen geht es nämlich nicht nur um das genaue Lesen, sondern auch um Bewegung. Denn sobald ein Geist in einer Sprechblase erscheint, stehen die Kinder in einer „La Ola-Bewegung“ auf und rufen begeistert „Hui“.
Beim Blitzlesen sprechen die Kinder wie aus einem Mund, also chorisch. Das stärkt auch die schwächeren Leserinnen und Leser, die sich durch das chorische Sprechen sicherer fühlen und sich einfach in den Kinderchor einreihen. Insbesondere die etwas stilleren Kindern blühen dabei richtig auf.

Wortauswahl und Einblendzeit für chorisches Lesen
Für das Blitzlesen bei jungen Schülerinnen und Schülern eignen sich die 100 häufigsten Wörter der deutschen Sprache. Dabei sind viele Wörter, die eben nicht lauttreu geschrieben werden und sich über die Häufigkeit auch gut als Sichtwortschatz zum Schreiben einprägen. Zusätzlich wird durch das Erkennen der kurzen Wörter der Lesefluss im Text gesteigert.
In meiner digitalen Einstellung kann ich die Anzeigezeit der Wörter verändern. Zur Einführung lasse ich gern bis 3 Sekunden Einblendzeit gelten, bevor das nächste Wort erscheint. In den trainierten Klassen sind wir mittlerweile bei 1,3 Sekunden angelangt.
Richtig witzig fanden die Kinder übrigens, dass ich die Eltern damit ebenfalls bei einem Elternabend konfrontiert habe und sich alle Eltern auf den Spaß mit den Bewegungen eingelassen haben. Somit konnte ich auch den Erwachsenen nicht nur die Arbeit mit der digitalen Tafel näherbringen, sondern auch ein wenig vom Spaß vermitteln, den ihre Kinder im Unterricht haben. „Also so hätte ich auch gern Unterricht gehabt,“ meinte dann ein Vater.
Rechtschreibgespräche bieten sich an
Bei ähnlich aussehenden Wörtern kommt es bei meiner Klasse immer mal wieder zu kleinen Verlesern. Dies bezieht sich hauptsächlich auf die Vokalqualität, also ob ein Vokal kurz oder lang ausgesprochen wird.
Hierbei sprechen wir immer wieder über die Unterscheidung von den und denn, wen und wenn oder auch in und ihn. Da bei diesen Einsilbern die Silbenstrategie zur Verdopplung von Konsonanten nicht als Erklärung hingezogen werden kann, lasse ich dazu meine Erfahrung als Lerntherapeutin einfließen und erkläre diese Phänomene mit der „geheimen Schrift“.
Mittlerweile wissen die Kinder um .II und _I und können damit ihre kleinen Verleser gut erklären.
Kanntet ihr diesen Trick schon?
Zur Erklärung: Kurzvokal wird gefolgt von zwei Konsonanten (.II) und Langvokal braucht nur einen Konsonanten (_I).
Natürlich habe ich auch noch analoge Materialien zum Blitzlesen als Einzelarbeit oder Partnerübungen, aber das Aufstehen zum „Hui“ macht einfach allen Spaß und die Leseflüssigkeit bei längeren Sätzen wie auch das Schreiben dieser Wörter in eigenen Geschichten hat sich wirklich verbessert. Probiert es aus!