Also ich bin ein Lehrtyp, der gern Neues ausprobiert und am liebsten ohne das Manifest eines Lehrwerks arbeitet. Doch spätestens dann, wenn mein Unterricht vertreten werden muss, kommt dieses Konzept stark ins Wanken. Daher beschränke ich mein freies und fächerübergreifendes Arbeiten auf wenige Eckpfeiler, zu denen auch das Schulgartenkochbuch gehört.

Als ich meinen Dienst an meiner jetzigen Schule antrat, war ich begeistert, einen Schulgarten zu entdecken. Das gab es an meiner alten Schule nicht. Also erklärte ich mich mit meiner Klasse als „Patin“ bereit und übernahm gern die Pflege – mit allem Drum und Dran. Also jäteten wir nicht nur, sondern pflanzten fleißig Gartengemüse, das wir gemeinsam ernteten.
Doch dieser Naturkundeunterricht reichte mir persönlich nicht aus. Natürlich ist es spannend, den Werdegang vom Säen über das Wachsen bis hin zum Ernten mit den Schülerinnen und Schülern zu beobachten, zu reflektieren und zu dokumentieren. Doch das Beste kommt ja bekanntlich erst zum Schluss. Das Ernten war den Kindern nämlich doch das Liebste.

Sachunterricht plus…

Durch den reichen Erntesegen kam mir eine Erweiterung meines Unterrichts in den Sinn. Warum bereiten wir nicht gemeinsam aus dem Ertrag etwas zu?
Eine Schulküche haben wir nicht, daher musste improvisiert werden. Doch als Besitzerin eines technischen Geräts zum Kochen etc., war das kein Hindernis. Auch der Backofen in unserer Mitarbeiter-Teeküche durfte dafür heiß laufen.

Also haben wir den Sachunterricht kurzerhand auch in einen Hauswirtschaftsunterricht verwandelt. Die Kinder brachten von daheim Rezeptvorschläge zum „Gemüse der Woche bzw. des Monats“ mit. Aus diesen habe ich solche ausgewählt, die gemeinsam mit den Kindern und den zur Verfügung stehenden Geräten umzusetzen waren.
Um den Sachunterrichtscharakter aufrecht zu erhalten, gab es vor jedem Zubereiten die Theorie zum Gemüse. Dafür hatte ich kleine Infozettel ausgedruckt. Zu manchen Sorten habe ich im Internet entsprechende Vorlagen gefunden, manche habe ich auch selbst erstellt. 

Jedes Rezept wird mit theoretische Hintergrundinformationen zum Gemüse ergänzt. (Foto: Nova)

Das Schulgartenkochbuch – mehr als nur eine Rezeptsammlung

Damit diese „graue Theorie“ nicht verpufft und immer an das Erlebnis des Erntens und Zubereitens anknüpft, hat dies einen festen Platz im „Schulgartenkochbuch“. Dazu habe ich
einen Klassensatz Blankohefte im Format DinA4 angeschafft. Die Schülerinnen und Schüler
dürfen dies frei gestalten und haben sichtlich Spaß dabei. 

Das Gestalten ihres ganz persönlichen Kochbuchs bereite den Kindern viel Freude. (Foto: Nova)

Übrigens gibt es durch das Kochbuch gleich noch einen weiteren fächerübergreifenden Bezug – nämlich zum Deutschunterricht.

Einige Rezepte habe ich auf Folie gezogen, so dass nicht nur das Rezept aufgeschrieben wird, sondern gleichzeitig eine Abschreibung zur Schulung der Schreibgenauigkeit entstanden ist. Natürlich verbinde ich das auch noch mit dem Thema Rechtschreibung, indem wir vorher verschiedene Wörter auf Rechtschreibstrategien untersuchen und einordnen. Nebenbei diskutieren wir über die Wortarten und ruckzuck haben wir an einem Thema ganz viele Kompetenz-Kriterien in verschiedenen Fächern erlernt.

Nicht ohne Vorbereitung

Um solch einen abwechslungsreichen Sach-/Deutsch- und Hauswirtschaftsunterricht zu gestalten, bedarf es etwas Vorarbeit. Nicht nur das Auswählen der Schüler-/Eltern-Rezepte bedarf einer gründlichen Überprüfung. Wenn ich bestimmte Rechtschreibstrategien vertiefen möchte, muss ich auch dies berücksichtigen und dies in die Anleitungen einbauen. Auch manche Rezeptvorschläge sind im Sprachschatz etwas zu schwierig für meine 2. Klasse. Diesbezüglich formuliere ich Arbeitsschritte entsprechend um, kürze die Sätze oder verwende „leichte Sprache“. Nicht immer schreiben die Schülerinnen und Schüler die Rezepte eigenständig ab. Manchmal bereite ich Rezepte auch einfach am Computer vor, so dass sie nur noch eingeklebt werden und die Schülerarbeit im freien Gestalten des Hefteintrags besteht.

Im weiteren Verlauf der Schulzeit kommt noch der Umgang mit Medien hinzu. Denn dann schreiben die Schülerinnen und Schüler die vereinfachten Rezepte selbst am Computer und lernen mehr über digitale Schreibprogramme und Layouting mit Cliparts. Auch das gibt es nicht im Lehrwerk – zumindest soweit ich das überblickt habe.

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