Neulich habe ich von unseren Lesetandems berichtet (klicke hier für den Beitrag), bei denen Kinder aus der vierten Jahrgangsstufe meine Zweitklässler:innen ein Schulhalbjahr beim Lesenlernen unterstützt haben. Begeistert hat mich dabei vor allem, dass sich nicht nur die Lesefertigkeiten der Jüngeren verbessert haben, sondern dass die älteren Kinder im Laufe der Zeit immer mehr in ihrer Rolle als Trainer:innen aufgegangen sind. Von den Lesetandems hat also nicht - wie anfangs gedacht - vor allem meine Klasse profitiert, sondern die positiven Effekte für die Großen waren ebenso deutlich spürbar.
Vorteile für die Trainer:innen
Wie ich in einem vorherigen Beitrag genauer beschrieben haben, arbeiten bei den Lesetandems zwei Kinder als Team zusammen, wobei jeder eine bestimmte Rolle einnimmt. Die Kinder aus den höheren Jahrgangsstufen unterstützen die jüngeren beim Vorlesen und fungieren dabei als (Lese-)Vorbild. Durch die Anleitung und das gemeinsame Lesen festigen sie also zum einen ihre eigenen Lesefertigkeiten. Aber die Rolle als Trainer:in stärkt auch ihr Selbstbewusstsein und es entsteht ein Verantwortungsgefühl gegenüber ihren „Schützlingen“. Sie lernen, Rücksicht auf die Schwächeren zu nehmen, geduldig zu sein und respektvoll mit ihnen zu kommunizieren. Bei den Lesetandems wird also sowohl fachlich als auch sozial mit- und voneinander gelernt. Das führt letztendlich auch dazu, dass die Empathie füreinander steigt und kooperative Fähigkeiten weiter ausgebaut werden können.
Vorteile für die Sportler:innen
Die Sportler:innen wiederum bekommen eine Eins-zu-Eins-Betreuung im Leselernprozess, welche eine Lehrkraft im Klassenverband in dieser Form nicht leisten kann. Denn die Kinder erhalten individuelle Hilfestellungen in dem Moment, in dem sie diese benötigten. Außerdem wird die aktive Lesezeit für alle Kinder erhöht. Insbesondere wenn man die Lesetandems über einen längeren Zeitraum durchführt, machen sich in der Regel deshalb auch deutliche Verbesserungen bemerkbar. Diese Fortschritte bekommen die jüngeren Kinder von ihren Trainer:innen nach jeder Vorleserunde direkt rückgemeldet. Die Kinder erhalten also ein viel häufigeres und vor allem zeitnahes Feedback als im regulären Klassenunterricht. Die jüngeren Kinder machen außerdem die Erfahrung, dass sich Üben lohnt. Sie werden immer sicherer im Vorlesen und gewinnen an Selbstvertrauen und das nicht nur in Bezug auf Lesen. Das abschließende Lob sorgt dann noch einmal für einen extra Motivationsschub und führt in der Regel auch dazu, dass die Kinder über die Lesetandems hinaus mehr Lust auf Lesen haben.
Mein Fazit
Kurz gefasst sind Lesetandems also ein „Win-Win-Projekt“ für alle Beteiligten – nicht zuletzt auch für mich als Lehrkraft. Denn durch die Unterstützung durch die Trainer habe ich mehr Kapazitäten für die schwächeren Kinder. Und ein weiterer positiver Nebeneffekt war: Meine Zweitklässler:innen haben sich immer sehr auf unsere Lesetandemstunden gefreut – ganz einfach, weil sie für Abwechslung im Unterrichtsalltag sorgten.
Das gesamte Material für die Lesetandems könnt ihr euch hier herunterladen: Lesetandem Dateien.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit Tandemlesen? Berichtet gerne davon in den Kommentaren!